Die jüngsten Zahlen des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BiÖG) aus dem Jahr 2024 zeigen: In Deutschland hat sich die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zunehmend verschlechtert. Rund dreiviertel der Befragten weisen keine ausreichende Gesundheitskompetenz auf. Besonders betroffen sind Menschen mit niedrigem Bildungsniveau, geringem Sozialstatus und höherem Lebensalter.
Mit ihrem Beschluss, das Thema Gesundheitskompetenz als Schwerpunktthema für die Jahre 2026/2027 weiterzuentwickeln, hat der Steuerungsausschuss der Landesgesundheitskonferenz die Weichen für die 22. Öffentliche Landesgesundheitskonferenz am 5. November 2025 im Colonia Nova gesetzt.
Nach einem Grußwort der Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Gleichstellung, Dr. Ina Czyborra, in dem sie Gesundheitskompetenz ein Schlüssel für das Gesundheitswesen, aber auch als Frage der Gerechtigkeit betonte, ging es in der Arbeitsphase der Veranstaltung darum, sechs Themen weiterzubearbeiten.
Im ersten Thementisch mit dem Titel „Diskriminierung gefährdet die Gesundheit“ ging es um die Folgen von Diskriminierung im Gesundheitswesen wie etwa verzögerte Diagnosestellungen, erhöhte Risiken für psychische Erkrankungen, schlechtere medizinische Versorgung und die daraus entstehende Relevanz von Diskriminierungssensibilität und Diversity-Kompetenz als unverzichtbaren Bestandteil organisationaler Gesundheitskompetenz.
Im zweiten Thementisch kamen ursprünglich zwei Pitches zum Thema „Transparente Risikokommunikation, Macht und Märkte“ zusammen. Hier wurde darüber diskutiert, wie die Vielzahl an Gesundheitsangeboten, die nicht frei von geleiteten Interessen sind, auch im digitalen Raum beispielsweise über Kriterien zur Einordnung bewertet und transparent gemacht werden können. Gerade um einer irreführenden Darstellung von Nutzen sowie Schaden von medizinischen und präventiven Maßnahmen im digitalen Raum entgegenzuwirken. Als Hoffnungspunkt wurde die Einführung der elektronischen Patientenakte herausgestellt, um damit bei guter Ausgestaltung Transparenz zu erhöhen sowie Vernetzung zu ermöglichen.
Der dritte Thementisch beschäftigte sich ebenfalls zusammengesetzt aus zwei eingereichten Pitches mit dem Thema „Mentale Gesundheitskompetenz von Jugendlichen stärken“.In dieser Session wurden praxiserprobte, präventive Ansätze besprochen, die Jugendliche befähigen, ihre psychische Gesundheit eigenständig zu fördern. Ein hier genanntes Beispiel war das Bremer Projekt „Regionale Fachkräfte für psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“.Grundsätzlich wurde die Relevanz von Multiplikator*innen betont sowie die Notwendigkeit, bereits positiv evaluierte Projekte zu verstetigen.
Das vierte durch die Teilnehmenden ausgewählte Thema war „Healthy Communities: Stärkung von Gesundheitskompetenz im Stadtteil“. Hier sammelten die Teilnehmenden Ideen zurStärkung von Gesundheitskompetenz im Stadtteil. Dabei waren niedrigschwellige, wohnortnahe Zugänge und Multiplikator*innen im Fokus. Ein eingebrachter Impuls war, die bereits bestehenden Angebote etwa in Lots*innenstrukturen besser zu vernetzen, zusammenzubringen und dafür mögliche Orte zu finden. Auch wurde diskutiert, wie die Nutzung von obligatorischen Terminen, wie beispielsweise in Arbeitsämtern oder Arztpraxen, ein Hebel sein kann, um Zugänge zu schaffen.
Als fünftes Thema wurde „Krank und ohne Versicherung“ ausgewählt. Workshop-Teilnehmende stellten heraus, dass aktuelle Zahlen sowie eine Erfassung von Bedarfen von Menschen ohne Krankenversicherung fehlen. Auch wurde diskutiert, dass es eine Übersicht aus bereits vorhandenen Angeboten für nicht krankenversicherte Menschen gebündelt an einem Ort bräuchte. Sowohl digital als App, aber auch niedrigschwellig in analoger Form, um mit diesen auch die Zielgruppe zu erreichen.
Der sechste und letzte Thementisch mit dem Thema „Elternberatung in der Praxis“ beschäftigte sich im Workshop mit rechtskreisübergreifenden Angeboten. Ebenfalls wurde der eingebrachte Themenpitch zu Stillfreundlichen Orten integriert. Teilnehmende kamen zu der Erkenntnis, dass Arztpraxen sich gut eignen, Eltern und ihre Kinder zu erreichen und damit als Eingangsort in Folgeangebote stärker in den Blick genommen werden müssen.
Neben dem Austausch von Kontaktdaten im Willen, gemeinsam weiter an den Themen zu arbeiten wird nun der Steuerungsausschuss der Landesgesundheitskonferenz in seiner nächsten Sitzung die Ergebnisse aus den Thementischen beraten und daraus nächste Schritte ableiten.
Weitere Eindrücke der Veranstaltung finden Sie auf der Website der Fachstelle für Prävention und Gesundheitsförderung im Land Berlin in der Dokumentation.