Interview mit Petra Dietel
Seit 2025 ist Petra Dietel Vorstandsmitglied von Gesundheit Berlin-Brandenburg. Die gelernte Physiotherapeutin und studierte Gesundheitswissenschaftlerin leitet die Organisationseinheit für Qualitätsentwicklung, Planung und Koordination des öffentlichen Gesundheitsdienstes (OE QPK) des Bezirksamtes von Charlottenburg-Wilmersdorf. Im Interview beschreibt sie ihren Werdegang und ihre Motivation.
Bitte stellen Sie sich unseren Mitgliedern einmal näher vor.
Mein Name ist Petra Dietel und ich arbeite in der Organisationseinheit für Qualitätsentwicklung, Planung und Koordination des öffentlichen Gesundheitsdienstes (OE QPK) des Bezirksamtes von Charlottenburg-Wilmersdorf. Vor etwas mehr als sechs Jahren habe ich dort als Koordinatorin für Prävention und Gesundheitsförderung begonnen. In dieser Zeit konnte ich durch den Auf- und Ausbau der bezirklichen Präventionskette „Gesund Aufwachsen“ die ressortübergreifende Zusammenarbeit im Bezirk stärken und unterschiedliche Befragungen durchführen um bedarfsgerechte Angebote für Familien im Bezirk (weiter-) zu entwickeln. Seit Januar 2025 leite ich nun die QPK.
Von meinem beruflichen Hintergrund her habe ich als Physiotherapeutin begonnen und länger im orthopädischen Bereich, überwiegend mit Patient*innen mit chronischen und stressbelasteten Beschwerdebildern gearbeitet. Schon damals lag der Schwerpunkt meiner Arbeit darin, die Menschen in ihrer Kompetenz zu stärken: einerseits über den Umgang mit ihren Beschwerden, andererseits mit angeleiteten Übungen zum eigenverantwortlichen Training.
Wie ich später durch meinen Master in Public Health erfahren sollte, orientierte ich mich damals schon am Ansatz der Salutogenese von Antonovsky, durch die Stärkung von Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit der individuellen Situation. Für mich ist es von besonderer Bedeutung, den einzelnen Menschen individuell wahrzunehmen und ihn in die Lage zu versetzen, gut für sich selbst zu sorgen.
Genau so kam ich auch zum Studium der Gesundheitswissenschaften, da im täglichen Umgang und in Gesprächen mit den Patient*innen deutlich wurde, wie sehr die Umstände, in denen Menschen leben, eine Beeinträchtigung des muskulo-skeletalen Systems begünstigen. Zu oft wird die individuelle Prävention in den Vordergrund gestellt. Mir ist es ein Anliegen, die strukturellen Rahmenbedingungen für ein gesundes Leben zu gestalten.
Welche Themen sind Ihnen besonders wichtig?
Für mich sind die Themen Nachhaltigkeit, Wirkungsorientierung und Gesundheitskompetenz besonders wichtig. Siegreifen meiner Meinung nach ineinander. Gesundheitsförderliche Angebote, die mit dem Ziel konzipiert sind, bei den Teilnehmenden durch das Angebot Wissen, Einstellung und Handeln zu verändern, wirken nachhaltiger und stärken die individuelle Gesundheitskompetenz der jeweiligen Person.
In einem Satz: Was nehmen Sie sich für das Jahr 2025 vor?
Für das Jahr 2025 nehme ich mir vor, erste Akzente in den mir wichtigen Themen zu setzen.
Wie kann Ihre Tätigkeit im Vorstand umgekehrt Ihre Arbeit im Bezirk bereichern?
Auf jeden Fall durch die Erfahrung meiner bisherigen Tätigkeit und der kommunalen Perspektive. Neben den vertrauten Strukturen in Charlottenburg-Wilmersdorf sind mir die Gegebenheiten der anderen elf Bezirke in Teilen bekannt. Sie alle arbeiten in unterschiedlichen Bereichen und Projekten mit Gesundheit Berlin-Brandenburg zusammen. Das Thema der Prävention von Kinder- und Familienarmut beispielsweise, welches vom Team MitWirkung begleitet wird, ist in allen Bezirken an unterschiedlichen Punkten verortet, was individuelle Herausforderungen mit sich bringt. Vor allem bei Fragen zu Rahmenbedingungen und Erfordernissen von Umsetzbarkeit von Programmen und neuen Formaten sehe ich da gute Möglichkeiten.
Wir haben im Bezirk im Jahr 2023 eine Familienbefragung zur Inanspruchnahme von bezirklichen Angeboten durchgeführt, die interessante Einblicke gegeben hat, was die Familien daran hindert, bestimmte Angebote zu nutzen. Ich hoffe, durch meine Vorstandstätigkeit dazu beizutragen, Strukturen so zu gestalten, dass Menschen aller sozialer Schichten, die einen Bedarf an Unterstützungsangeboten haben, von diesen erfahren und sie nutzen können.
Herzlichen Dank für das Gespräch!

"Ich hoffe, durch meine Vorstandstätigkeit dazu beizutragen, Strukturen so zu gestalten, dass Menschen aller sozialer Schichten, die einen Bedarf an Unterstützungs-angeboten haben, von diesen erfahren und sie nutzen können."